Freund, Freund, Freund: Christoph Schlingensief lebe hoch!
Ihr könnt mich auslachen, wenn ihr wollt: „Christoph Schlingensief ist der größte noch lebende Künstler in diesem Land! „
Nach eine schweren Krankheit, scheint er wieder auf den Beinen zu sein. Ich kenne die Details dazu nicht, habe aber gestern bei „SPAM the musical“ (Galerie Wagner und Partner) von Gaga Nielsen erfahren, daß Schlingensief wieder ein offizielles Lebenszeichen von sich gegeben hat. Erst heute spüre ich nach und bemerke, was für ein Verlust sein Gehen für uns wäre. Ich freue mich, daß er praktisch wieder aktiv ins Leben zurückgekehrt ist!
Schlingensief ist der Größte, weil: wichtigste, mutigste, kreativste, produktivste, symphatischste, bewegenste, kompromissloseste, provozierenste, verrückteste, liebenswerteste, abgefahrenste, progressivste, integrierenste, vielseitigste, witzigste, ideenreichste…usw.
Ich bin sicher, sollte er dann wirklich mal sterben, was ich nicht glaube (unsterblich), wird er meiner Ansicht in der Bedeutung für die Kunst nicht weit hinter Beuys seinen Spitzenplatz im Künstlerolymp einehmen. Man möge mir verzeihen, daß ich hier so eine maßlose Huldigung zelebriere, aber ich habe wirklich einen Schreck bekommen, bei dem Gedanken Schlingensief könnte bald nicht mehr unter uns sein…!
Ich habe Christoph Schlingensief im Rahmen der Aktion „Chance 2000“ etws kennegelernt. Es war eine grandiosse Zeit damals, denn es gab generell ein positives und inspirierendes Gefühl des Aufbruchs. Ich und viele meiner Freunde glaubten, daß wir das alte System (System 1) endlich durch ein besseres menschlicheres, besseres und gerechteres System 2 ersetzen könnten, bzw. dazu beitragen könnten. (machen, machen, machen) Schlingensief und seine Chance 2000 kamen da gerade recht.
Chance 2000: Es war, wie ich finde wohl eines der besten Ideen für ein Theaterstück/Aktion, die es jemals gab. Das Theaterstück verlässt die Bühne und geht in die reale Welt…(bitte lest die Details dazu erstmal im Web nach).
Als „cosmic im Weltspiel“ beteilgite ich mich an der Aktion stellte mich für die Bundestagswahl 1998 auf. Auch 2009 werde ich wieder kandidieren, diesmal nicht in Schweinfurt sondern im Wahlkreis Friedrichshain.
Wie auch immer, ich habe seit Chance 2000 nur so nebenbei beobachtet, was Christoph Schlingensief macht. Ich schaute ein bischen bei seiner Arbeit auf der Biennale in Vendig (2003) zu und freute mich, als er den Zuschlag für die Wagnerinszenierung bekam. Es folgten auch immer öfter Galerieausstellungen, was ich bemerkenswert fand…
Was mir immer besonders positiv in Erinnerung bleiben wird, sind die vielen guten Statements und Zitate die Schlingesief in Umlauf brachte. Zeilen von ihm selbst, von seinen Schauspielern oder von Schriftstellern, usw. Zum Beispiel singe ich heute noch diese Strophen von Bertolt Brecht, wo er die ausgegraben hat, keine Ahnung, ich konnte die Zeilen bis heute in keinen meiner Brechtbände finden:
„Und der Blick in das Gesicht, eines Menschen dem geholfen ist,
ist der Blick in eine schöne Gegend! Freund, Freund, Freund!!
(Bertolt Brecht)
Fazit: Ich werde ab sofort wieder genauer hinsehen was Schlingesief produziert, öfter seine Stücke ansehen und seine Ausstellungen auch!
„Alles Gute Herr Schlingensief, bleiben Sie gesund!“
Vielleicht ist Gott doch ein gescheiterter Künstler. Wenn ich jetzt etwas länger hinschaue, Gefühle nicht mehr nur oberflächlich abperlen lasse, dann frage ich mich, ob ein Schöpfer wie Gott als Künstler versagt hat. Sein Werk ist unvollkommen, es gammelt vor sich hin. Gott hat aufgegeben. Er will nicht mehr korrigieren. Die Kunst aber akzeptiert das Scheitern, und genau da hilft sie Gott. Der gescheiterte Künstler Gott bekommt Hilfe! Die Kunst wird zur Religion. Ich bin nicht Gott und Gott kann nicht malen! Gott sei Dank! (…)
(…) Wagner (…) Liebe und den Tod sozusagen an die Kunst delegiert, um selbst zu überleben. Andererseits überlebt die Macht der Liebe, die ja im Leben sehr flüchtig sein kann. In der Musik aber wird sie zeitlos, ewig und im besten Falle unsterblich. An solchen Fragen zu arbeiten ist toll.
Man muss ihn nicht mögen.
Man muss ihn lieben.
Meese, der natürlich auch! Top!
Wer gerüchteweise seine Zeit mit mir und Lieutenant Uhura beim Kaffeetrinken totschlägt ist ganz ohne Wenn und Aber TOP!
Außerdem kämmt er sich mitten auf der Straße. Dieses Alleinstellungsmerkmal sollte bereits ausreichen, ihm den Thronplatz neben Schlingensief einzuräumen!