Bloggito, ergo sum. – Ich blogge, also bin ich!
Ich habe mal wieder Lust zu bloggen. Das ist ja seltener geworden in letzter Zeit, denn ich habe keine Lust mir einen Schreibzwang aufzuerlegen, nur damit man die Leser bei Laune hält. Da muss ich mich entschuldigen, das funktioniert so nicht mehr bei mir. Ich habe vor einiger Zeit beschlossen auf mein Herz und meinen Bauch zu hören. Beide sind sehr gute Berater, wenn es darum geht in einen lustvollen Fluß zu kommen. Mit was für einem Scheiß habe ich mich in meinem Leben schon aufgehalten, Dinge in denen sich mein Innerstes verkrampfte und mir seelische und teils sogar körperliche Schmerzen bereitete. Aber damals dachte ich eben, das müsste sein, ich müsste Dieses oder Jenes machen, es sei wichtig, man erwartet das von mir, da müsse man durch, usw.
Der Höhepunkt dieser Entwicklung war meine Tätigkeit als Vorstandsmitglied einer Aktiengesellschaft in den Zeiten der „New Economy Blase“. Damals habe ich selbst erlebt, wie krank unsere Gesellschaft ist. Mittendrin im Tanz um das goldene Kalb, Geld, Gier, falsches Ego, Mobbing, 24/7…eine riesige Illusion. Ich hatte Bauchweh! Nichts für mich. Als die Blase am neuen Markt platzte, war das wie eine Erlösung. Aber es dauerte noch eine Weile, bis ich beschloss, das zu tun, was ich schon immer tun wollte: Musik machen, dem Diktat der Kunst folgen, mich befreien von dem Korsett einer wahnsinnig gewordenen Gesellschaft, bei der sich alles nur um Eines dreht: UM GELD
Heute versuche ich nach der Maxime zu leben: Wenn Bauch und Herz JA sagen, dann JA. Wenn sich irgendwas unbehaglich anfühlt, dann lass ich es lieber…
Diesen Blog hier habe ich geschenkt bekommen. Stefan, mein lieber Freund und Musikerkollege im poetrYclub hat ihn mir eingerichtet. Und es macht mir Spass, immer wieder. Ich lote mich damit selbst aus. Was denke ich, was bin ich, was ist mir wichtig, was bewegt mich, was bewegt die Welt und wie kann ich meine kleine Welt um mich herum bewegen. Wie kann ich etwas Positives bewirken, wie kann ich mich einbringen und das kollektive Bewusstsein mitgestalten…
Im Alter von drei Jahren wurde ich zum ersten mal mit der Welt da draussen konfrontiert. Der Fernseher überbrachte die Nachricht von einem Krieg, dem 6-Tage-Krieg (1967). Ich erinnere mich genau, wie meine Mutter schockiert die Hände vor Ihrem Gesicht zusammenschob und ausrief „Oh nein, Krieg!“. Meine tröstenden Gedanken damals waren: „Hey Mamma, mach Dir keine Sorgen, das sind doch nur die letzten Ausläufer einer ablaufenden Ära. Sei nicht traurig, denn bald werden Kriege der Vergangenheit angehören. Alles wird schön, friedvoll und paradiesisch werden, verlass Dich drauf.“
Und diesen „naiven“ Bewusstseinsblitz habe ich seitdem genau in Erinnerung. Es war der Moment des Ankommens in der Welt. Und wenn ich ehrlich bin, dieser positive Gedanke, war seither meine Obsession, meine Grundmotivation durchs Leben zu gehen…
Etwa vierzig Jahre später schreibe ich darüber, um mich zu erinnern. Damals habe ich mein Bewusstsein entdeckt. Ich war da und das Leben konnte richtig losgehen. Und jetzt geht es nochmal los, denn ich habe immer noch die Gewißheit, daß ich und wir auf eine Goldene Zeit zusteuern. Deshalb der Titel des poetrYclub Debut Albums. Deshalb die Musik, die Gedichte und ihre Weisheiten. Deshalb die Abkehr von einem geregelten Leben in einem geregelten Job in einer geregelten Firma, in einer geregelten Langeweile. Ich will es spannend haben und es ist spannend. Ich will Romatik, Liebe und Rebellion. Ich will Spass und Freude und ich will mithelfen das Leid auf der Welt zu mindern. Glück für Alle! >>> Goldene Zeit.
In einem Blog kann man, wenn man will die Hosen runter lassen, sich outen. Mal mehr mal weniger. Ich habe beschlossen mich zu outen, kaum ein Blatt vor dem Mund zu nehmen, denn ich habe nichts zu verlieren. Ich habe beschlossen meine jetzige Lebenszeit der Kunst zu widmen. Und es ist die Aufgabe der Künstler Grenzen auszuloten, ich lote mich selbst aus. Ich reflektiere, ich sende und empfange…ich blogge, also bin ich!
Cosmic, Berlin Dezember 2009
P.S.: Und an dieser Stelle möchte ich Gaga Nielsen danken. Ohne sie und ihre mannigfaltigen Obsessionen, wäre dieser Blog kaum denkbar!
Übrigens bin ich auf Grund einer Empfehlung von Gaga Nielsen am kommenden Samstag in der Sendung „Blogger privat“ bei Radio Fritz eingeladen. Das Interview könnt ihr ca. ab 19.40 Uhr live hören. Hier der Trackback auf die Sendung von letzter Woche, in der Gaga Nielsen zu Gast war und von Marcus Richter interviewt wurde: Gaga bei „Blogger Privat“ / Radio Fritz
Links:
Du Reflex, ich Reflex.
Déjà vu und Reflexe.
Deine Blume der Ergebung, live bei Trackback auf Radio Fritz am 5. Dezember 2009.