Porno, Poesie und Paradies – Suchbegriff: porn poesie!
Wenn ich mir meine Blogstatistik ansehen, stelle ich fest, daß der Suchbegriff mit den meisten Besuchern „Sexporno“ lautet.
Das wird jetzt auch niemanden wundern, klar sind Sex, Erotik und Porn im Internet gefragter als zum Beispiel Poesie…
Poesie? – Momentmal, ganz unten in der Statistik fällt mir gerade ein interessanter Suchbegriff auf: porn poesie!
Da sucht also jemand nach Pornpoesie! – faszinierend. Ob damit die aktuellen Pornrap-Texte gemeint sind, oder doch ein neues Genre, das ich noch nicht kenne? Egal, ich habe jedenfalls bei meinen geliebten und vertonten Rückertgedichten erotische Anspielungen wahrgenommen, die ich jetzt angesichts der Pornsprachdebatte gerne bekannter machen möchte. Und Eure Meinung dazu würde mich interessieren!
Wie gefällt Euch diese sanfte, erotische Poesie?
Ich war am indischen Ozean
Einst eine Palm‘ entsprungen,
Du warst die blühende Lian‘,
Um meinen Schaft geschlungen.
Ich war einmal ein Blütenast
In Edens schönster Laube,
Da hattest du auf mir die Rast
Gewählt als girrende Taube.
Du warst auf Sinas Moschusflur
Die einsame Gazelle,
Ich fand im Taue deine Spur
Und ward dein Spielgeselle.
Ich war ein lichter Tropfen Tau,
Und als ich niedersprühte,
Warst du ein Blumenkelch der Au
Und nahmst mich ins Gemüte.
Ich war ein klarer Frühlingsquell,
Ich hab‘ es nicht vergessen,
Du stand’st und trankest meine Well‘
Als schlankste der Zypressen.
Diese Zeilen stammen also von Friedrich Rückert (1788-1866), die ja bekanntlich Gegenstand der POETRYCLUB-Vertonungen sind. Die „rohere“ Alltagssprache von heute (z.B. Pornrap) würde Rückert sicher nicht mehr verstehen, oder verstehen wollen. Zu seiner Zeit hatte man insgesamt viel sensiblere Ausdrucksformen.
Schön und romantisch, oder?
Während Formulierungen im heutigen Sprachgebrauch immer reduzierter und härter werden, bringt POETRYCLUB den passenden Gegenpol:
Sprache formt Bewusstsein! Daher sagt der allgemeine Sprachgebrauch auch viel über den aktuellen Bewusstseinszustand der Gesellschaft aus.
Was meint ihr dazu?
Wenn ihr mögt, schickt mir dochmal Eure „Übersetzung“ der obigen Zeilen, in die heutige, gängige Alltagssprache. Oder postet hierzu als Kommentar erotische Gedichte von anderen Poeten. Würde mich freuen.
~ von cosmic - August 31, 2008.
Veröffentlicht in Gedichte fürs Leben
Schlagwörter: 19. Jahrhundert, Alltagssprache, Bewusstsein, Blogstatistik, cosmic, Erotik, Gedichte, Kultur, Liebe, Musik, Paradies, Poesie, poetryclub, Porn, Pornrap, Rückert, Romantik, Sex, Sexporno, Sprache, Vertonungen
Das ist nicht nur angesichts des neudeutschen Pornrap-Dilettantentums ein angemessener Beitrag. Ich erlaube mir anzuzweifeln, dass Rückerts subtile Erotik durch voraussichtlich profanisierende Übersetzungsversuche verständlicher oder gar zugänglicher wird. Wie Johann Wolfgang schon ermahnte: „Getret’ner Quark wird breit, nicht stark.“
Villon liebte es bekanntermaßen deutlicher und gehört der Vollständigkeit halber in diesem Kontext zitiert bis der Arzt kommt:
(…) Im Klee, da hat der Mai ein Bett gemacht,
da blüht ein schöner Zeitvertreib
mit deinem Leib die lange Nacht.
Das will ich sein im tiefen Tal
dein Nachtgebet und auch dein Sterngemahl. (…)
(…) Komm her, ich weiß ein schönes Spiel
im dunklen Tal, im Muschelgrund…
Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund! (…)
usw. usf. sollte bekannt sein.
Ansgar said this on August 31, 2008 um 5:25 pm
(…)
Ein Frühlingsgott kam auf mich zu
Und der war nicht mehr zwanzig
Er lachte wie Magnolien blüh’n
Und meinte mich – tatsächlich mich
Er nahm mich mit auf seinen Ritt
Durch wilde Butterblumen
Ein gold’nes Bett im Sonnenwind
Apfelblüten, leicht erröten
Apfelblüten uns bedecken
Da bleiben keine Wünsche offen
Wenn wir morgens wie die Stiere
Die letzten Sterne jagen
Die sich auf uns’rer Haut verirr’n
In frischen Kleidern aus Vogelgezwitscher (…)
Hierbei handelt es sich nicht etwa um einen grandiosen Übersetzungsversuch des oben zitierten Rückert’schen Meisterwerkes sondern einen Auszug aus einem Tonwerk der Gegenwart von Georgette Dee „Frühlingsrauschen“.
Zeilen, die Hoffnung spenden.
Gaga Nielsen said this on August 31, 2008 um 5:52 pm
Im süßen Traum, bei stiller Nacht,
Da kam zu mir, mit Zauberpracht,
Die lang ersehnte Liebste mein,
Und goß mir Gluth in’s Herz hinein.
Und wie ich schau’, erglüh ich wild
Und wie ich schau, sie lächelt mild,
Und lächelt bis das Herz mir schwoll,
Und stürmisch kühn das Wort entquoll:
„Nimm hin, nimm alles was da mein,
Mein Liebstes will ich gern dir weih’n,
Dürft’ ich dafür dein Buhle seyn,
Von Mitternacht bis Hahnenschrei’n.“
Da staunt’ mich an gar seltsamlich,
So lieb, so weh, und inniglich,
Und sprach zu mir die schöne Maid:
So gieb mir deine Seligkeit.
Anfang eines Heinrich Heine Gedichts. Heine hat durchaus auch sehr kräftige Liebespoesie zu bieten.
lieinthesound said this on August 31, 2008 um 7:24 pm
@ Ansgar, Gaga, lieinthesound
Danke für die Gedichte…garnicht schlecht…aber alles noch ganz schön harmlos im Vergleich zu den Paradies-Zeilen von Rückert, wenn ihr wisst was ich meine…
Das muss noch deftiger werden meine Damen und Herren! 🙂
cosmicpoetryclub said this on August 31, 2008 um 7:30 pm
„Ermunterung“ von Robert Gernhardt!
Hallo, süße Kleine,
komm mit mir ins Reine!
Hier im Reinen ist es schön,
viel schöner als im Schmutz zu stehen,
Hier gibt es lauter reine Sachen,
die können wir jetzt schmutzig machen.
Schmutz kann man nicht beschmutzen,
laß uns die Reinheit nutzen.
Sie derart zu verdrecken,
das Bettchen und die Decken.
Die Laken und die Kissen,
daß alles Leute wissen:
Wir haben alles vollgesaut
und sind jetzt Bräutigam und Braut.
(na gut, es geht sicher noch härter!)
Max Moritz said this on August 31, 2008 um 8:08 pm
Als einer im Schlaff verschwenderisch gewesen
Mein Mädgen, laß hinfort mich nicht verschwendrisch sein,
Und nimm die Perlen-Milch in deine Muschel ein;
Groß Schade, dass sie wird so liederlich versprützet,
Da wo sie keinem Schooß, auch nicht den Tüchern nützet.
Dein Hartseyn gegen mich verschwendet meinen Schatz,
Vergönne mir hinfort in deinem Schooße Platz,
Und laß den Liebes-Thau daselbsten sich sich ergiessen,
Wo er mit größrer Lust wird als im Schlaffe fliessen,
Dein dürrer Acker wird alsdenn von Wollust feist,
Die Brüste härten sich, die Lust entzückt den Geist;
Die Anmuth, die durchdringt des ganzen Leibs Glieder,
In Lachen steigt man ein, mit Kitzeln kommt man wieder,
Nichts denn Ergötzung bringt er deinem Marmor-Schooß,
Die Venus spannt dir denn den Jungfern-Gürtel loß,
Und lässt dir alle Lust, die sie besitzet, schmecken,
Der Hymen wird nach Schmerz den süßten Scherz erwecken.
Ach stelle doch, mein Kind, die Sprödigkeit nur ein!
Laß deine Muschel mir nicht mehr verschlossen seyn,
Eröffne ihren Helm, die Nahrung zu empfangen,
Wo in dem Liebes-Thau die Anmuths-Perlen prangen.
Sperrt nun dein Muschel-Schloß die Thore willig auf,
Und hemmt kein Widrigseyn mir meinen Liebes-Lauff,
So soll der Liebes-Safft mit süssen Quellen fliessen,
Und sich mit vollem Strohm in deine Muschel giessen.
(Celander, um 1700)
Diesmal antwortet der weibliche Teil von Lie In The Sound…da jeder Porno, der von weiblicher Seite abgesegnet – PC sein müßte – wünsche ich viel Spaß mit diesem Werk 😉
DifferentStars
lieinthesound said this on August 31, 2008 um 8:30 pm
Ein Thema ganz nach meinem Geschmack!
Um dem Blümchensex mal ein Ende setzen
(schließlich haben wir nach 22 Uhr):
Sauna und Beischlaf
Am besten fickt man erst und badet dann.
Du wartest, bis sie sich zum Eimer bückt
Besiehst den nackten Hintern, leicht entzückt
Und langst sie, durch die Schenkel, spielend an.
Du hältst sie in der Stellung, jedoch später
Sei’s ihr erlaubt, sich auf den Schwanz zu setzten
Wünscht sie, die Fotze aufwärts sich zu netzen.
Dann freilich, nach der Sitte unsrer Väter
Dient sie beim Bad. Sie macht die Ziegel zischen
Im schnellen Guß (das Wasser hat zu kochen)
Und peitscht dich rot mit zarten Birkenreißern
Und so, allmählich, in dem immer heißern
Baslamischen Dampf läßt du dich ganz erfrischen
Und schwitzst dir das Geficke aus den Knochen.
Bertolt Brecht
Heidemarie said this on August 31, 2008 um 8:56 pm
Auf einem Bein kann man nicht stehen!
Über die Verführung von Engeln
Engel verführt man gar nicht oder schnell.
Verzieh ihn einfach in den Hauseingang
Steck ihm die Zunge in den Mund und lang
Ihm untern Rock, bis er sich naß macht, stell
Ihn das Gesicht zur Wand, heb ihm den Rock
Und fick ihn. Stöhnt er irgendwie beklommen
Dann halt ihn fest und laß ihn zweimal kommen
Sonst hat er dir am Ende einen Schock.
Ermahn ihn, daß er gut den Hintern schwenkt
Heiß ihn dir ruhig an die Hoden fassen
Sag ihm, er darf sich furchtlos fallen lassen
Dieweil er zwischen Erd und Himmel hängt —
Doch schau ihm nicht beim Ficken ins Gesicht
Und seine Flügel, Mensch, zerdrück sie nicht.
Ich hoffe, dass jetzt alle gut schlafen können!
Heidemarie said this on August 31, 2008 um 9:00 pm
P.S. auch von Brecht – ach was! Aller guten Dinge sind drei!
Ratschläge einer älteren Fose an eine jüngere
(Fose ist ein anderes Wort für Hure)
Wenn ich dir sag, wie man als Fose liebt
So hör mir zu mit Fleiß und ohn Verdruss
Weil ich schon lang durch Kunst ersetzen muss
Was dir die Jugend einige Zeit noch gibt.
Doch wisse dass du desto jünger bleibst
Je weniger mechanisch du es treibst.
Mit Faulheit ists bei jedem gleich verhunzt
Riskier nur, dasss er dich zusammenstaucht
Und wenn er, wenn du ihn feckst, dass dir die Fotze raucht
Stinkfaul am Arsch liegt und: „Mehr Demboh!“ grunzt.
Und nennt der Herr die beste Arbeit schlecht
Halt deinen Rand: der Herr hat immer recht.
Klug musst du sein, wie Pfaffen, nur genauer
Sie zahlen Dir nicht für dich Bequeme!
Und ihre Schwänze sind für dich Probleme
Genau wie Pfeifen für den Orgelbauer.
Jung ahnt nicht, was alles daran hängt
Doch was ist eine Fose, die nicht denkt?
Was seinem Weib nicht frommt, der Frose frommts
Drum – musst du ihn hereinziehn auch am Strick –
Seufz, wenn er drinnen ist: „Ihrer ist dick!“
Und wenns ihm kommt, dann stöhne schnell: „Mir kommts!“
Denn bei den Jungen grad wie bei den Alten
Du musst sie immerfort im Aug behalten.
Sag ihm, es macht dich geiler, wnn der Herr
Dein Ohr leckt. Leckt ers, stöhn: „Ich bin so scharf!“
Und glaubt ers, stöhn: „Ich bitt, dass ich mich strecken darf!“
Und dann: Entschuldigen Sie, ich bin so nass parterre.“
Dass ihr ein Herz und eine Seele schient
Er zahlt dafür, dass er dich gut bedient.
Nicht immer ist es schmackhaft, ungesalzen
Sich einen bärtigen Schwanz ins maul zu stecken
Und ihn, als wär es Lebertran zu lecken
Doch oft ists saubrer ihn dort zu umhalsen.
Und er verlangt nicht nur, dass er genießt
Sondern auch, dass du selbst erregt aussiehst.
Wenn du es je nicht schaffst, dich aufgeregt zu stellen
Halt deinen Atem an, als sitzt du auf dem Topf
Dann scheints, als steige dir das Blut zu Kopf
Bequemer ists, als wie ein Fisch zu schnellen.
Auch einen sanften Mann kannst du empören
Denkst du an Dinge, die nicht hergehören.
Vergiss nicht, dass es sich um Liebe handelt
Vergisst dus doch, so fall nicht gleich aufs maul
Und machen aus dem Saulus einen Paul
Ein Finger im Arsch hat manchen schon gewandelt
Du hast noch nicht erlebt was ihrer harrt
Der Fossen ohne Geistesgegenwart
Für unsereinen ist es eine harte Nuss
Sieht sie, dass ihre Fotz zu weit wird (wie bei mir)
So dass ein Mann gar nichts mehr spürt bei ihr
Und sich um den Schwanz ein Handtuch wickeln muss
So eine muss beizeiten daran denken
Ob ihr die Gäule was fürs Vögeln schenken
Die Bürgermädchen, die auf Gartentischen
Die älteren Brüder längst zusammenhaun
Machen die Fotzen enger mit Alaun
Um sich für ewig einen Mann zu fiischen.
Wos angebracht ist, richte dich nach denen
Und: was ist eine Fose ohne Tränen?
Sehr viele Männer vögeln gern Gesichter
Das Weib muss oben so wie unten nass sein
Bei einem solchen darf das Weib kein Spaß sein
Ein solcher scheint sich um so ausgepichter.
Vor diesen also heuchle ruhig Qualen
Wos angebracht ist. Denn auch diese zahlen.
Der Herr weiß selber selten, was er will
Du musst es wissen! Tritt er in die Kammer
Weißt du: ist er heut Amboss oder Hammer?
Werd ich gevögelt, hält er heute still?
Die Menschen zu erkennen, ist eine Kunst
Das muss so spielend gehn wie ein Brunst.
Die schlimmsten Leute sind die klugen Leute
Ich hätt oft lieber doch mit einem Hund geschlafen
Die klugen Leute, du, sind unsre Strafen
Die graben sich ein, das seh ich an mir heute.
Ich selbst, obgleich ich nie, was ich tat, gern getan
Ich tat doch keinem etwas Kluges an.
Doch wisse, dass ich selber mich verachte!
Wenn du, nachdem du lustlos unter Männern lagst
Einmal nicht ganz im Dreck verrecken magst
So mach es anders, als ich selbst es machte.
Wenn du einmal was kluges findst, dann tus
Hab ich es nicht geschafft, vielleicht schaffst dus.
Bert Brecht
Wünsche geruhsame Nacht!
Heidemarie said this on August 31, 2008 um 9:04 pm
huiuiui, Frau Heidemarie. Von Ihnen kann man ja noch lernen! Ich halte es gelegentlich gerne mit Wondratschek.
DIE SONNE
Du willst die Lust im Absoluten.
Der Himmel soll dich peitschen und Dämonen sollen bluten.
Keiner soll dich verschonen.
Du liebst den Luxus der Brutalität
und gibst dich hin, gelähmt wie von Befehlen,
du bist nur Schrei noch, Schmerz und Schweiß.
Du willst jetzt Hände die dich quälen.
Liebe soll sein, wie ein Gottesbeweis –
du bist ein Tier, das seine Pranken schlägt,
gehetzt vor staunenden Augen,
von der Enge des Käfigs erregt.
Du willst dich nie mehr täuschen lassen.
Du wirst den Körper wie vor einem Sprung zurück
und gehst die Gitterstäbe ab, nur um den Augenblick
zur Flucht nicht zu verpassen.
Gaga Nielsen said this on August 31, 2008 um 9:26 pm
Zur Nachtstunde noch ein Villon, „Mein kleines Zigeunermädchen“, Kinskis Fassung, von Paul Zechs deutscher Nachdichtung, der Liebesballade für ein Mädchen namens Leyla.
Als man mich verstiess ins Unbekannt,
da warst du, schwarzes Tier, mein Vaterland.
Leg mir deine Wurzelhand aufs Haar,
reich mir deinen roten Muschelmund;
dass ich herrenloser Strassenhund
wieder weiss, was ich vor Jahren war,
Dichter manchmal, manchmal auch Soldat,
den die Welt wie einen Wurm zertrat.
Viele Tiere sind mit rotem Blut
durch mein Ich geschwommen, bis die Flut
überlief von mir. Wer kann dafür,
dass er nicht in jeden Stiebel passt?
Wenn ich jetzt den Menschen so verhasst
und verekelt bin wie ein Geschwür:
Kleines schwarzes Luder du, komm, komm her,
deine Liebe wiegt Jahrtausend schwer.
Waisenkinder sind wir beide jetzt,
angespien und herumgehetzt.
Aber unser Blut ist noch so rot,
dass wir tanzen müssen, wenn es wild
durch die Adern schwillt und, nie gestillt,
uns im Traum noch quält bis auf den Tod.
Im lauen Wind der Mitternacht,
hab ich dir im Kraut ein Bett gemacht.
Und der Mond, der brennt auf deinen Bauch,
dass du in dem heissen Silberschein
in den weissen Anemonen da,
schöner aufblühst, Stern von Afrika!
Stern!
Mein Stern, der mir noch manche Sommernacht
leuchten möchte, mir zum Glück gemacht.
Über uns ist nur das Kraut erbaut
mit den weissen Lämmerwolken drin.
Und das Gras, das reicht uns bis zum Kinn,
bis dass unsre Leiber auch sich zu Kraut
schon verwandelt haben, hier im Wald:
Du und ich schon ein Jahrtausend alt.
Hier, von aller Kümmernis entflohn,
ist auch dieser Wald ein Gottessohn,
der die Hände uns zusammenlegt.
Und wie manchmal aus dem grauen Staub
auferhoben wird das rote Laub,
treiben wir vom Morgenwind bewegt,
durch die breiten Flüsse in das Meer,
wo kein Grund mehr ist und keine Wiederkehr.
Falls es dem Text an Härte mangelt, kann der Leser den gewünschten Härtegrad ja sicher dazudenken.
Ansgar said this on August 31, 2008 um 9:44 pm
@ alle
Danke Euch, da geht ja was! Man kann hier richtig was lernen. Eventuell ist das schon die erste Sammlung für ein neues PC-Album….!?
Hm, keine schlechte Idee – muss mal drüber schlafen. (Allein heut´ Nacht)
cosmicpoetryclub said this on August 31, 2008 um 11:06 pm
liebesnacht II
es gibt ein hungern
das stillt kein brot
es nagt mir in den fingern
nagt mir an der haut
nur du linderst diese not
du wärmst, bis der hungerwinter taut
der helle glanz der sonne
scheint dir aus den augen
auf deinen lippen glänzt die wonne
nektar, sich nach dem trinker sehnt
sacht möcht ich ihn von dir saugen
einen lidschlag lang, der die sekunden dehnt
im moment des berührens
um besser zu sehen
nach der logik des verführens
schliessen sich die augen ganz
sehnsucht bricht auf, lässt sich gehen
beginnt diesen ganz langsamen tanz
wozu die musik des lebens spielt
aus stoffgeknister, atemzügen
ein klang, der in uns’re mitte zielt
das uralt ewig neue spiel
seelen, die sich in körpern schmiegen
wie das leben selbst es will
bald schon legt sich haut auf haut
durch die muskeln laufen wellen
aus dem kuss entflieht ein laut
unwillkürlich spricht die lust
lässt knospen spriessen, wurzeln quellen
ich tu dir, was du mir tust
flammen brechen aus den tiefen
feuer sucht das feuer
erdenkräfte, die in uns schliefen
steigen in uns hoch empor
urgewalten ungeheuer
flüstern uns’re namen sich ins ohr
du und ich und deins und meins
wollen ineinander gleiten
was einzeln war, wird nun eins
in mars’ und venus’ liebesreigen
sieh die fee den drachen reiten
einander den weg zu den sternen zeigen
in diesem flug versinkt die erde
berühren wir vom all den kern
das geheimnis von vergeh’und werde
wirklichkeit wirkt in tiefen stössen
ins chaos gebiert der tanzende stern
liebe nur kann liebende erlösen
nach niedergehenden gewittern
von blitz und donner angerührt
liegen wir noch und zittern
atmen aus und atmen ein
vom leben im innersten berührt
für den augenblick wahre menschen sein
im verströmen uns’rer kräfte
erkennen wir gezeiten
im fliessen uns’rer säfte
den reigen von ebbe, flut
nächste nähe erschliesst uns weiten
und die ganze welt ist gut
silentio salocin 2008 😉
silentio salocin said this on September 1, 2008 um 10:46 am
Tatsächlich würd ich fast sagen…hier gilt : Je älter desto besser…fast so wie bei gutem Wein 😉
DifferentStars
lieinthesound said this on September 1, 2008 um 11:22 am